Brief zur Fastenzeit 2017

Liebe Gemeindemitglieder,

 

auf einem oberbayerischen Bauernhof baute die Familie kurz vor Heiligabend die Weihnachtskrippe auf. Ein Stall wurde hingestellt, dann die Hirten mit ihren Schafen, die Engel, der Stern von Bethlehem wurde über dem Stall angebracht, Ochs und Esel wurden in den Stall hineingestellt und schließlich Maria und Josef. Endlich stellte die Bäuerin auch die Krippe in den Stall. Jetzt fehlte nur noch das Jesuskind. Aber: Es war nicht auffindbar. Weihnachten ohne das Jesuskind! Das konnte nicht sein.

Die ganze Familie ging auf die Suche, alle Schränke und Kisten wurden aufgemacht und durchsucht: Nichts! Das Jesuskind war nicht da. Die Weihnachtsstimmung war im Keller. Beim Suchen fand die Bäuerin ein kleines Kruzifix, das von einem zerrissenen Rosenkranz stammte. Da nahm sie das kleine Kreuzchen und legte es in die Krippe. Die ganze Familie schaute ganz ungläubig und verwundert in die Krippe. Da sagte die Bäuerin: ,,Es ist der gleiche Herrgott!"

,,Es ist der gleiche Herrgott!" Die einfache Bauersfrau hat eine tiefe Weisheit ausgesprochen. Das Jesuskind in der Krippe und der leidende Jesus am Kreuz, es ist der gleiche Herr. Nur deswegen ist das Jesuskind zu uns gekommen, um am Kreuz zur Sühne für unsere Sünden zu sterben.

Die Fastenzeit hat begonnen. Die erste Woche der Fastenzeit liegt hinter uns. Wir sind eingeladen, uns neu und vertieft mit uns und unserer Gottesbeziehung auseinanderzusetzen. Das berührt eine alle Menschen verbindende grundsätzliche Frage: Wie schaffe ich es, mein Leben gelingen zu lassen? Oder: Was ist überhaupt ein gutes Leben?

Die österliche Bußzeit ist eine religiöse Intensivzeit, die uns fordert, wenn wir sie ernst nehmen. Wir sind gefordert, unser Denken, Reden und Handeln kritisch zu reflektieren und unsere Schuld vor Gott zu bringen. Die Wochen der Vorbereitungszeit auf Ostern können uns ermutigen, die eigenen Fehler und Schwächen zu erkennen und bewusste Schritte im Alltag zu tun, die uns Gott näher bringen.

Und wir sind aufgefordert, die großen und kleinen Baustellen unseres zwischenmenschlichen Miteinanders anzupacken, wieder aufeinander zu zugehen und uns zu versöhnen, wo dies nötig ist. Freundlicher, aufmerksamer und einfühlender zu sein.

Versuchen wir das Fasten im Zusammenhang mit der Liebe zu sehen und konkret so manchen Verzicht zu leisten. Die Fastenzeit sollte für uns eine besondere Zeit sein. - Gebe uns Gott dazu seine Gnade.

Das ist unsere Chance. Bitten wir den Herrn um sein Erbarmen mit uns und unserer Schwachheit.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Fastenzeit.

Pfr. M. Pyrek