Kirchort St. Michael

Die Geschichte von St. Michael

Die Siedlung Wülfel wird als "Wulfelde" 1285 urkundlich erwähnt. Der Wiederkauf der u. a. in Wülfel verpfändeten Güter wird mit Urkunde vom 14. März desselben Jahres Bischof Siegfried II. von Hildesheim (1279-1310) bestätigt. Spätere Dokumente weisen auf die Bedeutung der Wülfeler Mühlen (1353), der Fischerei im Im Bistum Hildesheim gehörte Wülfel in das Archidiakonat Sarstedt zur Haupt- und Taufkirche St. Nikolaus. Wülfel war nicht selbständig, sondern es war Filialgemeinde der Pfarrgemeinde St. Petrus in Döhren. Der mittelalterliche Kapellenbau ist urkundlich nicht nachweisbar, er wird vielmehr vorausgesetzt. 1899 nutzte man die Kapelle als Spritzenhaus. Ihr Matthäuspatrozinium erwies sich als Irrtum, da es sich auf die heutige ev. Kirche bezieht. Nur unsichere Hinweise auf das mittelalterliche Patrozinium geben der Kirchweihtag Margareta und eine Sondergebühr für Predigten am Margaretentag. Im Fürstentum Lüneburg begann die Reformation 1524, die Herzog Ernst der Bekenner (1521-1546) durchsetzte. Als Filialgemeinde von St. Petrus in Döhren wurde Wülfel seit 1529 von einem ev. Geistlichen betreut. Außerhalb des Hochstiftes Hildesheim konnte man Wülfel bei den kath. Reformmaßnahmen nicht berücksichtigen. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555, die evangelische Religionsassekuranz, die Kirchenordnungen und der evangelische Pfarrzwang waren Reformationsresultate, die man später als Grundlagen für den Aufbau der frühabsolutistischen welfischen Herzogtümer nutzte. Um die Jahrhundertwende gehörten Laatzen, Rethen und Wülfel in den Pfarrsprengel der 1893 erbauten St.-Bernwards-Kirche in Döhren. In Wülfel lebten 1895 532 Katholiken. Ihren Zuzug hatte hier die Industrialisierung begünstigt. In die ländlich geprägte Gemeinde verlegte man 1871 das Hannoveraner Gieß- und Walzwerk. Aus letzterem entwickelte sich später das Eisenwerk Wülfel, das bedeutend für die Produktion von Transmissionen, Großgetrieben und Ölfeldeinrichtungen war. Die Gründung einer Brotfabrik erfolgte 1897, dem sich 1906 die Errichtung einer Brauerei und 1907 der Aufbau des Gummi- und Verpackungswerkes Wülfel anschloß. Infolge der Verlagerung der Industriebetriebe aus dem Zentrum Hannovers hatte sich Wülfel zu einer Betriebsgemeinde entwickelt. Für Industriegründungen benötigte man nicht nur ausreichendes Betriebsgelände, sondern auch einen Eisenbahnanschluß. Oftmals entstanden Verschiebebahnhöfe und Eisenbahnsiedlungen. Ebenso in Wülfel, das als industriell geprägter Vorort von Hannover in den 90er Jahren an die Güterumgehungsbahnlinie angeschlossen wurde; dies besonders im Hinblick auf die Döhrener Wollfabrik. Der Bahnhof Wülfel mit dem Personenverkehr bot darüber hinaus die Möglichkeit zur Arbeitsaufnahme, z. B. im benachbarten Linden. Nach seiner Wirtschaftsentwicklung und dem Ausbau der Infrastruktur wurde Wülfel 1907 nach Hannover eingemeindet. Neben den kath. Arbeitskräften aus dem Eichsfeld hatten polnische Land- und Fabrikarbeiter in Döhren und Wülfel Beschäftigung erhalten. Infolgedessen war die Katholikenzahl im Pfarrbezirk von St. Bernward derart gestiegen, daß man schon 1906 einen Kirchenbauplatz in Wülfel erwarb. 1914 waren die Baupläne fertiggestellt und genehmigt worden. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914-1918) hatte jedoch das Bauvorhaben verhindert. Nach Kriegsende verzögerte sich die Errichtung der kath. Kirche infolge der Inflation. Die kath. Gemeinde kaufte deshalb 1921 einen Gasthaussaal an der Hildesheimer Straße. Den Tanzsaal ließ sie zur Notkirche St. Michael umbauen, die ihr von 1922-1969 als Gotteshaus diente. St. Michael in Wülfel war als Kuratiebezirk errichtet worden. Grasdorf und Laatzen gliederte man 1937 aus der Wülfeler Michaelskuratie aus. In Laatzen wurde für die beiden Gemeinden die St.-Mathilden-Kirche erbaut. Obwohl 1924 bei den Wülfeler Eisenwerken die Produktion von Spezialzahnradbetrieben aufgenommen wurde und der Neubau der Lagerbier-Brauerei Wülfel 1931 abgeschlossen war, herrschte in diesem Stadtteil hohe Arbeitslosigkeit. Im Frühjahr 1931 hatte sich die rückläufige Bewegung der Wirtschaft zu einer schweren Krise ausgeweitet, die mit dem Bankenkrach und seinen Folgen eine wirtschaftliche Katastrophe von bisher ungeahntem Ausmaß war. Die Krise führte zu Massenarbeitslosigkeit, diese zur Dauerarbeitslosigkeit. In Hannover waren etwa 1/3 aller Arbeiter erwerbslos. Infolge der Rüstungsproduktion des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) war es jedoch zur Neugründung zahlreicher metallverarbeitenden Fabriken in Hannover gekommen; 1939 wurde durch das Eisenwerk in Wülfel die Maschinenfabrik Niedersachsen GmbH (MNH) gegründet. Nachdem die zum Kriegsdienst eingezogenen deutschen Arbeitskräfte nicht mehr zur Verfügung standen, wurden hier 1944 Inhaftierte des Konzentrationslagers Ahlem zur Rüstungsproduktion herangezogen. Luftminen und Brandbomben hatten das leicht gebaute Gotteshaus während des Krieges erschüttert. In das Kircheninnere fielen Brandbomben, die jedoch gelöscht werden konnten. Der Gesamtschaden wurde 1945 auf rund 15 000 DM geschätzt. Die sofort einsetzenden Wiederherstellungsarbeiten sicherten die Fortsetzung des Gottesdienstes und die Bewohnbarkeit des Pfarrhauses. Nach 1945 hatten sich neben den Eichsfeldern katholische Heimatvertriebene und Flüchtlinge in Wülfel niedergelassen. In der Gemeinde gab es nur wenige Handwerker und Angestellte, hier leben vor allem Industriearbeiter. Beschäftigung hatten sie in der nach 1945 ausgebauten Industriezone zwischen Wülfel und Laatzen gefunden, wo sich neben dem Eisenwerk die Siemens AG, die Robert-Bosch GmbH und die Mac Donald Electric niederließen. Da diese Industrien verkehrsorientiert sind, baute man 1959 den Güterbahnhof Wülfel aus. Wülfel selbst war jedoch kaum noch ausbaufähig, so daß die hiesigen Heimatvertriebenen in Mittelfeld und Seelhorst wohnhaft werden mußten. Mit Wirkung vom 1. April 1956 schieden die Katholiken der Kuratie Hannover-Wülfel aus der Pfarrgemeinde Hannover-Döhren St. Bernward aus und bildeten die eigene Kirchengemeinde (Kuratiegemeinde) St. Michael in Hannover-Wülfel. Ihr Seelsorgesprengel umfaßte einen Teil der politischen Gemeinde Hemmingen-Westerfeld sowie die politische Gemeinde Wilkenburg (beide Landkreis Hannover). Im Jahre 1962 erhob Bischof Heinrich Maria Janssen (1957-1982) St. Michael zur Pfarrei. Von 1949 bis 1964 betreute St. Michael die Außenstationen Hemmingen (in der ev. Kapelle) und Wilkenburg (in der ev. Vituskirche). 1964 übernahm ein Priester der Kirchengemeinde in Arnum die Seelsorge in diesen Außenstellen. Unmittelbar nach 1945 war der Bau einer Pfarrkirche in Wülfel nicht möglich gewesen, da die Mehrzahl der Kirchen Hannovers infolge des Krieges zerstört war. Erst 1969 erhielt die Gemeinde Wülfel ihr eigenes Gotteshaus mit einem Kirchenzentrum, das man mit Hilfe des Bonifatiuswerks in Paderborn erbaute. Entsprechend dem wirtschaftlichen Aufschwung in der Bundesrepublik in den 50er und 60er Jahren entwickelte sich die Hannoversche Industrie. 1970 betreute St. Michael 2 115 kath. Christen mit dem Erst- und Zweitwohnsitz in der Gemeinde. Als zwischen 1970-1975 jeder vierte Arbeitsplatz in Hannover infolge von Wirtschaftskrise und Automation abgebaut wurde, legte man 1975 das Eisenwerk Wülfel still. Dementsprechend sank die Katholikenzahl in St. Michael von 1975 bis 1977 von 1 605 auf 1 550. In den letzten Jahren wurden sinkende Katholikenzahlen registriert. Die Gemeinde ist heute überaltert. Wülfel als industriell geprägte Gemeinde Hannovers liegt bei der Bewertung der Wohnqualität und bei der Beurteilung der sozialen Problemfelder, wie z.B. der Arbeitslosigkeit, im Durchschnittsbereich der Landeshauptstadt. Durch die EXPO 2000 wird die Infrastruktur des Stadtteils ausgebaut. Mit einem hohen prozentualen Anteil von Erwerbstätigen ist die Arbeitslosenquote in St. Michael heute relativ niedrig.

Der Namenspatron

Michael (Wer ist wie Gott [hebr.]) wird als der - schon vor Beginn der Schöpfung - Luzifer stürzende Kämpfer dargestellt. Er war nach der Überlieferung der Engel mit dem Schwert, der Adam und Eva aus dem Paradies trieb und den Lebensbaum bewachte (1. Mose 3, 23 - 24) und der Seth einen Zweig vom Baum der Erkenntnis reichte. Er zeigte Hagar, der von Abrahams eifersüchtiger Frau Sara vertriebenen Magd, die Quelle zur Rettung ihres und ihres Sohnes Leben (1. Mose 16, 7 - 12). Michael gilt als einer der drei Männer, die Abraham besuchten (1. Mose 18, 1 - 16), er hinderte Abraham, den Isaak zu töten (1. Mose 22, 11 - 18), und er rang mit Jakob (1. Mose 32, 24 - 29). Michael teilte demnach das Rote Meer beim Auszug aus Ägypten (2. Mose 14, 19 - 22), führte Israel ins gelobte Land und kämpfte mit dem Teufel um die Seele von Mose. Rettend erschien er den Jünglingen im Feuerofen bei Daniel (Daniel 3, 25 - 26), er erschien Daniel in dessen endzeitlichem Kampf gegen das Perserreich (Daniel 10) und hielt Habakuk an den Haaren über die Löwengrube. In den Darstellungen der Johannes-Offenbarung erfüllt Michael seine besondere Aufgabe beim jüngsten Gericht: seine Posaune erweckt die Toten aus den Gräbern, er befreit die Frau mit dem Kinde und tötet im endzeitlichen Kampf - in mächtiger Bewegung, gerüstet und mit großen Flügeln - den Drachen zu seinen Füßen (Offenbarung 12, 4 - 7). Michael wird auch als der Engel identifiziert, der den anderen Drachen in den Abgrund stürzt (Offenbarung 20, 2 - 3), er wird nach Kommentaren zur Apokalypse beim Erscheinen des Antichrist auch diesen töten. Er gilt als der Seelengeleiter - der ältesten Vorstellung vom ägyptischen Thot und dem Hennes in griechischer Mythologie entsprechend - und hält die Seelenwaage; noch heute wird er deshalb im Totenoffizium der katholischen Kirche angerufen mit der Bitte, "dass der Bannerträger Sankt Michael die Seelen ins heilige Licht führe". Michael empfängt demnach die Seligen im Paradies, so wie Petrus an der Himmelspforte. Michael war der "Fürst der Synagoge" und gilt als der "Fürst der Kirche". Mit Raphael, Gabriel und Uriel ist Michael einer der vier Erzengel. Schon Mitte des 5. Jahrhunderts weihte Papst Leo I. die Kirche S. Michele in Rom. Michael war der Schutzherrn des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation. Viele Kirchen und Bergkapellen sind ihm geweiht, die bekannteste ist vermutlich die der Überlieferung nach 709 unter Bischof Aubert auf Michaels Geheiß entstandene und nach ihm benannte Kirche Mont Saint Michel in der Normandie. Michaels Fest wurde auf dem Konzil von Mainz 813 durch Ludwig den Frommen festgelegt auf die bisher der Verehrung des Wotan geheiligten Woche von Herbstbeginn an. Als typisches Motiv in der Gegenreformation wurden Siegesdarstellungen des Michael vielfach gegen politische und religiöse Gegner verwandt. Die Gestaltung des Satans und der gefallenen Engel als hermaphroditische Monster bezichtigte die protestantischen Gegner auch sexueller Ausschweifungen. Als Wetter- und Lostag zum Ende des Vierteljahres war der Michaelistag den Bauern wichtig, vielerorts Anlass für Feste, am bekanntesten ist wohl der Dürkheimer Michaelismarkt, auch Wurstmarkt genannt. Seit 1969 wird zum Michaelistag auch der Erzengel Gabriel und Raphael gedacht. Quelle: www.heiligenlexikon.de